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“Pilz! – Was erlauben Pilz?” E versus Learning

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Auf tagesschau.de gibt es eine Artikel, der mir die Haare zu Berge stehen lässt. „Software-Entwickler Thomas Pilz … erklärt, wie die Schule der Zukunft aussehen könnte.“ Haben wir das nicht schon lange überwunden, dass die IT den Weg des Lernens zeigen will? Ist nicht die erste E-Learning-Welle unter andere daran gescheitert, dass die IT der Treiber war? Wird hier wieder einmal das E über das Learning gestellt? Das Interview von Tagesschau.de mit Thomas Pilz nährt diesen Verdacht.

Es geht in dem Interview kräftig zur Sache, wenn es um die e-Ausstattung der Schulen und die e-Kompetenz der Lehrer geht. Natürlich gibt es an den deutschen Schulen ein Defizit in der Ausstattung mit IT. Nur – die Aufrüstung der Schulen durch Rechner, Software und andere Techniken löst das Problem nicht. Und die Lehrer? Die Lehrer werden nicht durch die IT abgeholt und in die Lernwelt der Zukunft geführt. Lehrer sind Pädagogen. Ihre Kompetenz sind neben der Fachkompetenz die Didaktik und Pädagogik, nicht die IT. Um neue Lernwelten an den Schulen aufzubauen, hat die IT, haben die Tools, eine Unterstützungsfunktion. Nicht mehr und nicht weniger. Medienpädagogik, Mediendidaktik, Medienkompetenz – darum geht es an den Schulen.

Tja, und dann kommt da noch Werbung von Herrn Pilz in eigener Sache und ein gewisses Lästern gegen Moodle.

Lieber Herr Pilz, alles, was Ihre Plattform kann, kann Moodle auch. Auch Moodle ist online-basiert. Und auch Moodle funktioniert wie ein großes Netzwerk. Auch mit Moodle kann ein Lehrer zu Hause eine Schulstunde entwerfen und sie den Schülern direkt zur Verfügung stellen. Virtuelle Arbeitsgruppen und Tests – mein lieber Herr Pilz, das kann Moodle alles auch. Man hat den Eindruck, dass Sie sich mit Moodle nie beschäftigt haben. Oder schlimmer noch – bewusst einen „großen Schmarren“ erzählen.

Ich bin wirklich sauer, denn mit derartigen Platituden und Breitseiten gegen Lehrer und Schulen tut man dem modernen Lernen keinen gefallen. Modernes Lernen ist spannend, aufregend, herausfordernd. Es macht Spaß und birgt so viele neue Chancen. Neue Lernmedien werden das Lernen in etwa genauso revolutionieren wie der Buchdruck – aber nur, wenn man didaktisch, methodisch und pädagogisch an die Sache herangeht. Es war nicht die Druckerpresse, die Menschen bildete, sondern die Inhalte der Bücher, die durch die Druckerpresse in großem Stil erzeugt werden konnten.

Ich wünsche mir, dass sich die Lehrer viel mehr als heute mit dem Potenzial neuer Lernmedien auseinandersetzen, sie in den Unterricht aufnehmen, die Lernergebnisse der Schüler verbessern. Aber mit derartigen Artikeln verschreckt man nur. Das nutzt nur einem – einem Softwarehersteller, der seine Produkte verkaufen will. Vielleicht aber auch nicht.

Lernende Grüße aus dem Rheinland

Konrad Fassnacht

Und wer den Artikel lesen will – hier der Link: http://www.tagesschau.de/inland/e-learning-interview-101.html



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